Frau Wigand, im Anschluß an den Impulsvortag von myclimate hat die teilnehmende Klasse ein Projekt im Rahmen des myclimate-Bildungsprogramms "Energie- und Klimapioniere" umgesetzt. Was war das für ein Projekt?
Petra Wigand: Die Schülerinnen und Schüler der 10c begannen zunächst im Kleinen damit, Lösungen für die Altpapiersammlung an unserer Schule zu entwickeln – es war ohnehin ein aktuelles Thema. Danach haben sie die komplette Schule auf den Prüfstand gestellt und gemeinsam ein ganzes Nachhaltigkeitskonzept für die kommenden Schuljahre entwickelt, das an schon Vorhandenes anknüpft, in den letzten Schuljahren Vernachlässigtes wieder aufgreift und dazu weitere neue Ideen hervorgebracht hat. ...
... Nennen Sie uns beispielhaft ein paar der neuen Ideen?
Wigand: Eine Idee war z. B., dass wir regelmäßig Referenten für Vorträge zu umweltrelevanten Themen einladen wollten. Für dieses Jahres waren schon Termine für einen erneuten Impulsvortrag durch myclimate für zwei Klassenstufen vorgesehen, ebenso ein weiterer Vortrag zum Thema «Plastikvermüllung». Allerdings machten uns zuerst der Sturm «Sabine» und schließlich Corona einen Strich durch die Rechnung.
Erfreulicherweise blieben die Umwelt-AG sowie diverse Neigungsgruppen bis zu den Schulschließungen sehr aktiv und widmete sich ganz verschiedenen Themengebieten: Vom «Schutz der Streuobstwiesen» mit dem Verkauf von selbst hergestellten Produkten beim Adventscafé, über die Teilnahme an Studien über die lokale Bienenpopulation, dem Bau von Insektenhotels und Energierallyes durch das Schulhaus bis hin zu Exkursionen, die durch die neuen Umweltmentoren organisiert werden und der engen Zusammenarbeit mit dem örtlichen Naturschutzbund.
Das Thema Nachhaltigkeit und Klimaschutz hat immer größere Kreise gezogen in Ihrer Schule, sodass Sie ein knappes Jahr nach dem Impulsvortrag von myclimate die Schulleitung und den Bürgermeister zur Unterzeichnung eines Vertrags überzeugen konnten. Was sind Inhalt und Ziel des Vertrages?
Wigand: Ziel dieses Energieeinsparvertrages ist es, die Schulgemeinschaft für die Notwendigkeit von CO₂-Einsparungen zu sensibilisieren und gleichzeitig aufzuzeigen, wie wir alle selber dazu beitragen können, dem Klimawandel durch ein bewussteres Verhalten im Schulgebäude (und auch zu Hause) entgegenwirken können.
Dieser Vertrag und die damit in Verbindung stehende Intention haben bereits nach kurzer Zeit Früchte getragen. Sie haben beachtliche Energie-Einsparungen in nur sieben Monaten erzielen können, nur durch ein verändertes Gebäudenutzungsverhalten. Was hat Ihre Schule ganz konkret anders gemacht und wie haben Sie es geschafft, alle Schülerinnen und Schüler mit ins Boot zu holen?
Wigand: Die Vertragsunterzeichnung hat dazu geführt, dass zumindest einige aus der Schulgemeinschaft angefangen haben, sich zu überlegen, wo man überall Energie einsparen könnte und sich für den Strom- und Heizenergieverbrauch im Schulgebäude mitverantwortlich zu fühlen.
Ganz konkret haben nach und nach immer mehr Schüler und Lehrer darauf geachtet, dass das Licht im Klassenzimmer nicht mehr unnötig brennt, während die Schüler und Schülerinnen z. B. gerade in der Sporthalle sind, oder es werden nun z. B. die Lichter der Fensterreihe schon ausgeschaltet, wenn das Tageslicht dort ausreichend ist.
Auch achten Schüler und Lehrer nun vermehrt darauf, dass zum Einsparen von Heizenergie im Winter die Fenster nicht mehr auf Dauerkippstellung stehen, sondern dass der Luftaustausch über die viel effizientere Stoßlüftung erfolgt.
Das Besondere an dem Energieeinsparprojekt ist dabei, dass man den aktuellen Verbrauch mit den ermittelten Durchschnittswerten der vergangenen drei Jahre vergleichen kann – unser Erfolg wurde dadurch messbar gemacht und allesamt waren wir sehr erstaunt, was solche kleinen Achtsamkeiten bewirken können. Spätestens als wir das schon sehr positive Halbjahreszwischenergebnis über die Homepage und auf Plakaten sichtbar gemacht hatten, hat das auch die übrigen Schüler und Lehrer der Schule überzeugt und zum Mitmachen motiviert.
Einen weiteren Ansporn stellte die dann erfolgte Schecküberreichung durch die Stadt dar, denn ein Drittel der eingesparten Kosten steht der Schule nun zur freien Verfügung – und das sind immerhin ca. 1.600 Euro. Mit einem Teil dieses Geldes konnten wir nun übrigens auf Recyclingpapier umstellen, wodurch wir zu den über 9 t eingespartem CO₂ im ersten Vertragsjahr zusätzlich noch einmal ca. 1,6 t CO₂ einsparen konnten.
Würden Sie rückblickend sagen, dass der Impulsvortrag von myclimate in Ihrer Schule ein Katalysator war für mehr Klimaschutz- und Nachhaltigkeitsengagement?
Wigand: Ja, auf jeden Fall! Eigentlich sollte der Vortrag damals nur das gerade im Geografieunterricht erarbeitete Thema „Klimawandel“ abrunden. Das Thema hat die Schülerinnen und Schüler der 10c dann aber so angesprochen, dass wir ganz konkret CO₂ einsparen wollten, was letztendlich dann zu diesem Energieeinsparprojekt geführt hat.
Welche nächsten Schritte haben Sie und Ihre Schule für 2021 und darüber hinaus geplant?
Wigand: Momentan nehmen wir gerade an einem Wettbewerb teil, der noch bis zum 3. Dezember, 16 Uhr läuft. Unter www.spardaimpuls.de/profile/edith-stein-gymnasium-bretten/ kann man innerhalb von fünf Minuten ganz leicht mit einer Stimmabgabe unser Projekt unterstützen.
Wir hoffen auf viele weitere Unterstützer, sodass wir auf einem der ersten fünf Plätze bleiben und dann gemeinsam mit der Tansania-AG den Hauptpreis von 4.000 Euro entgegennehmen dürfen. Mit unserem Teil des Geldes möchten wir unsere Schule Schritt für Schritt auf LED-Beleuchtung und Bewegungsmelder in den Toiletten umrüsten, um noch mehr CO₂ einsparen zu können.
Auch würde uns freuen, noch mehr Schulen von diesem tollen Fifty-fifty-Projekt überzeugen zu können, das es nun schon seit über 20 Jahren gibt, sich aber an vielen Schulen leider immer noch nicht etabliert hat.